„Ich bin nicht kreativ,“ behaupten viele Menschen. Kreativität wurde und wird oft mit einer Art `göttlicher Eingebung´ verbunden, die wenigen Genies vorbehalten ist und sich rein auf künstlerisches Schaffen beschränkt. Doch allen Menschen wohnt eine schöpferische Kraft und Kreativität inne. Kreative Kompetenz zeigt sich in der Fähigkeit, etwas Neues zu schaffen oder ein Problem zu lösen. Sie kommt im beruflichen und privaten, alltäglichen Umfeld zum Ausdruck. Sie kann erhöht werden, indem wir gewohnte Denkpfade verlassen und Schranken im Kopf überwinden.
Diese These bildet den Ausgangspunkt für das Thema des diesjährigen Friedensfests „Kreative Wege zum Frieden.“ Die aktuellen komplexen Herausforderungen wie u.a. der Krieg in der Ukraine und seine Folgen, Flucht und Migration, die drohende Umweltkatastrophe durch den Klimawandel, die Schwächung der Demokratie und Aufstieg autokratischer Systeme, Debatten um Rassismus, Antisemitismus, Gendern, Cancel Culture oder die Zustände auf dem Wohnungsmarkt, usw. führen zu großer Verunsicherung in der Bevölkerung. Das liegt auch daran, dass unser westliches Bildungssystem auf einer Kultur der Antworten und Gewissheiten aufgebaut ist, meint Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst in Wien: „Ja oder nein. Richtig oder falsch.“ Diese Art des Denkens und der Problemlösung wird der Komplexität unserer Realität längst nicht mehr gerecht. Die Menschen sind aber auf diese Gewissheiten konditioniert und erwarten sie auch. Deshalb reagieren sie mit Verunsicherung, Angst und Aggression.“
Friedensarbeit ist kreative Arbeit. Sie bedeutet die Herstellung von einem Zustand der Unversehrtheit und des Vertrauens, des Zuhörens, der Stärkung (Empowerment), der Anerkennung und dem Ertragen von Vieldeutigkeit und Unsicherheit (Ambiguitätstoleranz) und des friedlichen Streitens. Friedensarbeit kann Perspektiven eröffnen, die normalisierter Gewalt und Strukturen des Machtmissbrauchs trotzen. Entscheidend für die Bearbeitung und Lösung von Problemen, von Krisen und Konflikten wird sein, ob es uns gelingt, Kreative Kompetenz als die zentrale Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts zu etablieren und auch unser Bildungssystem entsprechend zu verändern. Wir alle haben die Fähigkeit zu originellen und nützlichen Alternativen und sollten statt auf eindeutige Antworten auf unsere kreative Kompetenz bauen. Das diesjährige Programm lädt dazu ein, die eigene Kreativität und schöpferische Kraft zu entdecken und zu erweitern.
Kreativität bildet das Fundament einer gemeinschaftlichen Tätigkeit, bei der Zusammenarbeit und Austausch eine zentrale Rolle spielen.
Wir danken unseren Kooperationspartner*innen, die mit Elan und vielen kreativen Ideen zu diesem Friedensfestprogramm beitragen. Ein großer Dank geht an unsere Sponsoren und Förderer für finanzielle Mittel und das Vertrauen in unsere Arbeit.