Gemeinschaft

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, so lautet der Leitsatz der Gemeinde von St. Anna. Nicht nur räumlich ist er gemeint, sondern so lebt die Gemeinde ihr Miteinander. In diesem Miteinander besteht viel Freiheit, aber auch viel gelebtes Christentum. Ob in den beiden seit Jahrzehnten existierenden Ehepaarkreisen, in der Mutter-Kind Gruppe oder beim Besuchsdienst in Seniorenunterkünften - die Gemeinde trifft sich, sammelt sich, kennt sich. Für Familien gibt es ein regelmäßiges Programm. Auf dem Stadtmarkt ist St. Anna mit ihrer Orgelmusik zu hören, überhaupt ist das musikalische Angebot von Kantatengottesdiensten über den Madrigalchor breit aufgestellt. Zum Augsburger Hohen Friedensfest begleitet der Madrigalchor traditionell den Ausklang des 8. August. Neben Musik wird aber auch regionalen Künstler*innen eine Plattform geboten. Bei einem Gang durch die Kirche können sie sich für neue Kunstwerke inspirieren lassen und diese in einer regelmäßigen Ausstellung in der Kirche, unter dem Titel "Anna Kunst", ausstellen. Mit den Gemeinden von St. Moritz und St. Anton wird regelmäßig Ökumene gefeiert. Für Besucher*innen ist die Kirche täglich geöffnet, viele Führungen werden von Gemeindemitgliedern organisiert oder finden über städtische Initiativen statt. Gerade zum großen 500. Reformationsgeburtstag wurde die Kirche viel besucht. Im Museum Lutherstiege von St. Anna können sich Besucher und Interessierte näher über die grundlegenden Ereignisse der Reformationsgeschichte informieren.

Künftig werden in weiten Teilen des Klosters allein geflohene Frauen untergebracht, mit denen die Gemeinde ihr intensives Engagement für geflohene Menschen fortsetzt. Auf weitem Raum und gemeinsam mit anderen Gemeinden der Region lebt und gestaltet St. Anna ein lebendiges Miteinander.

Gründungsgeschichte
St. Annas Ursprünge gehen auf den freien Bettelorden der Karmeliter zurück. Einige von ihnen kauften 1275 das Grundstück in der Fuggerstraße 8 und vervollständigten fast 46 Jahre später ihr Kloster dort. Die Mönche waren in Augsburg beliebt, weil sie besonders nah an den Menschen waren. Wohl auch aus diesem Grund ließen sich viele Menschen gerne bei ihnen und später in St. Anna begraben. Als ab 1517 die Reformation in Deutschland begann, waren es in Augsburg einige der Karmelitermönche, welche die Ablösung von der katholischen Kirche vorantrieben; ein Großteil von ihnen schloss sich dem neuen evangelischen Glauben an. 1534 wurde die Reformation in Augsburg offiziell anerkannt. St. Anna war dann noch einmal zwischenzeitlich kurz geschlossen, aber ab 1548 offiziell als Gemeindekirche evangelisch aktiv. Ihre Gemeindemitglieder kommen hauptsächlich aus der Innenstadt, dem Antons- und Thelottviertel Augsburgs. Von der Kirche und Klosteranalage der Karmeliter ist noch heute einiges erhalten. Das Museum Lutherstiege, in Teilen im alten Karmeliterkloster untergebracht, informiert über die Jahre der Reformation und die entscheidende Rolle der Stadt Augsburg in dieser Zeit, denn als evangelische Hauptkirche von Augsburg ist St. Anna immer schon Ort geistlicher und geistiger Auseinandersetzungen gewesen. Und auch das Auge hat in St. Anna viel zu schauen, denn die Kirche bietet die Stilrichtungen Barock, Klassizismus, Renaissance und Gotik – einen strahlend vollen Raum.