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Runder Tisch der Religionen

Religionsatlas

Religionsatlas

Religionen
Stadtteile

 

Die Vielfalt der Augsburger Bevölkerung spiegelt sich auch in der Vielzahl der Religionen und Glaubensrichtungen, sowie Weltanschauungen wieder. Entsprechend groß ist die Anzahl der Gebetshäuser und religiösen Stätten in der Stadt: es gibt eine Synagoge, evangelisch-lutherische Kirchen, katholische Pfarreien, fremdsprachige katholische Missionen, Freikirchen, viele verschiedene islamische Vereine und Moscheen, eine ezidische Gemeinde, die alt-katholische Gemeinde, buddhistische Orte des Glaubens und viele mehr. Sie alle sind über das Stadtgebiet verteilt und schaffen einen lebendigen Raum für Begegnung in Augsburg.

Als interaktiv konzipierter Stadtplan lädt der Religionsatlas dazu ein, die religiöse Vielfalt in Augsburg zu erkunden. Die Idee entstand am Runden Tisch der Religionen, der 2012 den südkoreanischen Manhae-Friedenspreis für interreligiösen Dialog erhielt. Mit Hilfe der Preisgelder sollte ein Projekt entwickelt werden, das Orientierung schafft und gleichzeitig den interreligiösen Dialog intensiviert. So wurde in enger Kooperation mit dem Friedensbüro der Religionsatlas Augsburg entwickelt. 

Wir streben an, ein breites religiöses Spektrum in Augsburg abzubilden. Bitte teilen Sie uns Gemeinden und religöse Orte mit, die wir noch ergänzen können! Der Augsburger Religionsatlas ist ein wachsendes Projekt und lebt auch von Ihrer Mithilfe!
Im Sinne der Mitglieder des Runden Tischs der Religionen sollen keine Gemeinschaften aufgenommen werden, deren Inhalte dem Grundgesetz widersprechen, die Freiheit des Einzelnen einschränken oder durch besondere restriktive Maßnahmen gekennzeichnet sind. Die Beschreibungen der einzelnen Orte sind mit den Vertreter*innen abgestimmt, wir übernehmen für den Inhalt dieser Texte keine Haftung. Das Friedensbüro bemüht sich um eine stetige Aktualisierung der Informationen, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit der Angaben. Anmerkungen, Ergänzungen und Anfragen zur Aufnahme von weiteren Orten können an das Friedensbüro gerichtet werden.

Team Religionsatlas:
- Leitung: Christiane Lembert-Dobler
- Interviews und Projektmitarbeit: Eva-Maria Teebken, Mona Rother, Kyra Schneider, Theresa Werner, Amir Kher, Sönke Lungfiel, Franziska Häussler

 

Übersicht aller Orte

Eine Übersicht über alle Orte des Augsburger Religionsatlas finden Sie hier.

Buddhismus

Diamantweg-Buddhismus
Im Buddhismus gibt es drei Hauptströmungen: Die „Schule der Ältesten“ (Sanskrit: Theravada), der „Große Weg” (Sanskrit: Mahayana) und der „Diamantweg” (Sanskrit: Vajrayana). Ihre Ziele sind weitgehend identisch, Lehrstil und äußere Form unterscheiden sich jedoch deutlich. Im Diamantweg wird mit dem Vertrauen gearbeitet, dass alle Wesen bereits Erleuchtung in sich tragen und diese "Buddha-Natur" erkennen können. Die Karma Kagyü Linie ist eine der vier großen buddhistischen Schulen Tibets. Als Linie der direkten mündlichen Überlieferung legt sie besonderen Wert auf Meditation und die Anleitung durch einen Lehrer. 1972 schickte ihr Oberhaupt, der 16. Gyalwa Karmapa, das dänische Ehepaar Hannah und Lama Ole Nydahl zum Lehren in den Westen. Heute finden sich unter dem spirituellen Nachfolger, dem 17. Gyalwa Karmapa Thaye Dorje, nahezu 700 Meditationsstellen weltweit, die von den beiden Dänen gegründet wurden. Im deutschsprachigen Raum gibt es über 150 Zentren, die ehrenamtlich geführt werden. Als Treffpunkt weltweiter Diamantwegs-Buddhist*innen wurde 2007 das Europa-Zentrum in Immenstadt (Bayern) aufgebaut. Etwa 5.500 Mitglieder des Diamantweg-Buddhismus in der Tradition der Karma Kagyü Linie sind in Deutschland in gemeinnützigen Vereinen organisiert. Sie ist damit eine der verbreitetsten buddhistischen Richtungen in Deutschland.

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Zen-Buddhismus
Der Zen-Buddhismus ist eine Meditationsschule des Mahayana-Buddhimus. Als Begründer des Zen-Buddhismus gilt Bodhidharma, der im 5. Jahrhundert den Chan-Buddhismus in China verbreitete. Als Zen-Buddhismus entwickelte sich ab dem 12. Jahrhundert eine Schule in Japan weiter, die sich inzwischen in drei Unterschulen gegliedert hat. Verbindend ist für alle Schulen das Zazen, eine Sitzmeditation in Stille. Durch die Zazen-Praxis soll das ursprüngliche Selbst bewusst im Alltag gelebt werden. Es gibt drei Juwelen, Vorbilder im Buddhismus, die alle buddhistischen Traditionen einen: Buddha, seine Lehre (Dharma), die verschiedene Ausprägungen erfahren hat, und Sangha, die harmonische Gemeinschaft. In Deutschland ist die Deutsche Buddhistische Union (DBU) der Dachverband der Buddhist*innen in Deutschland.

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Alt-katholische Kirche
Das katholische Bistum der Alt-Katholik*innen zählt in Deutschland 15.000 Mitglieder und hat seinen Sitz in Bonn. Geglaubt wird an Jesus Christus. Die Alt-Katholische Kirche hält am Glauben der ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends fest. Sie lehnt die Dogmen des ersten vatikanischen Konzils – wie die Unfehlbarkeit des Papstes, seine Rechts- und Lehrgewalt – ab. Ein Zölibat (Ehelosigkeit) kennt die Alt-Katholische Kirche nicht und auch Frauen sind zu allen kirchlichen Ämtern zugelassen (Diakonin, Priesterin und Bischöfin). Das „alt“ tragen Alt-Katholik*innen deshalb vor ihrem Namen, weil sie mit den neuen römisch-katholischen Glaubenssätzen, die im ersten Vatikanischen Konzil 1870 in Rom beschlossen wurden, nicht übereinstimmten und damit von der römisch-katholischen Kirche ausgeschlossen wurden. Dafür ist die Alt-Katholische Kirche mit anderen Kirchen verbunden: 1889 schloss sie sich in der Utrechter Union mit alt-katholischen Kirchen der Niederlande und der Schweiz zusammen, weitere folgten. Seit 1931 besteht eine volle Kirchengemeinschaft mit der anglikanischen Kirche und seit 1985 laden sich die evangelisch-lutherische und die alt-katholische Kirche gegenseitig zur Eucharistie ein. Ausgebildet werden können Theologiestudierende in der Universität Bonn und im Bischöflichen Seminar.

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Evangelisch-lutherische Kirche
Die protestantische Kirche hat ihre Wurzeln in Deutschland seit 1517. In diesem Jahr soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg (Sachsen-Anhalt) geschlagen haben, die die Reformation, eine Erneuerungsbewegung im Christentum auslöste. Daraus ging die evangelisch-lutherische Kirche hervor, die letztlich zur Abspaltung von der Römisch-katholischen Kirche führte. Luther kritisierte Missstände in der Römisch-katholischen Kirche, vor allem den Ablasshandel, durch den sich Gläubige angeblich ihr Seelenheil kaufen konnten. Außerdem übersetzte er die Bibel ins Deutsche und machte sie damit für viele Menschen zugänglich. Geprägt hat der Protestantismus neben Deutschland auch Nordamerika, Großbritannien und Skandinavien. Eine Vielfalt von missionarischen Aktivitäten und Kirchen folgten der Reformation. Protestant*innen glauben an das Evangelium von Jesus Christus, um die Vergebung ihrer Sünden bitten sie Gott selbst. Etwa 22,3 Millionen Menschen gehören in Deutschland der Evangelisch-lutherischen Kirche an. Eine Annäherung der christlichen Kirchen gibt es seit dem 20. Jahrhundert. Sie findet Ausdruck in ökumenischen Gottesdiensten oder institutionalisierten Arbeitsgemeinschaften, wie beispielsweise der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) oder dem Ökumenischen Rat der Kirchen.

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Römisch-katholische Kirche
Rund 24,6 Millionen Menschen in Deutschland sind Mitglied der römisch-katholischen Kirche, weltweit sind es ca. 1,3 Milliarden. Ihr Oberhaupt ist der Papst. Die geschichtlichen Anfänge liegen in der urchristlichen Mission, die auf Jesus und seine Jünger zurückgeht. Die große Zahl an Ortskirchen/Bistümern, Pfarreien, Gemeinschaften und Einrichtungen führt zu einer Vielfalt katholischen Lebens und Glaubens. Die verbindende Einheit bilden die Heilige Schrift, das gemeinsame Glaubensbekenntnis, die sieben Sakramente und die kirchliche Leitung. Im Laufe der Geschichte ist es immer wieder zu umfassenden Reformen gekommen, die bisweilen aber auch zu Abspaltungen geführt haben. Das Zweite Vatikanische Konzil hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich heute die katholische Kirche aktiv für die ökumenische Verständigung einsetzt. Das geschieht im Bereich der Gemeinden in konfessionsübergreifenden Gesprächs- und Bibelkreisen, Gemeindefesten und Gottesdiensten. Die katholische Kirche ist Mitglied in den Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen und arbeitet mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen zusammen. Außerdem wird auf allen Ebenen der katholischen Kirche der Dialog der Religionen zu einer wichtigen Aufgabe.

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Baptismus
Der Baptismus geht zurück auf das griechische Wort "baptizo" – Taufe. Die Taufe ist im Christentum ein von allen Kirchen geteilter Ritus. Wie in anderen Freikirchen auch werden im Baptismus keine Säuglinge getauft. Es werden Menschen getauft, die eine bewusste Hinwendung zu Gott erlebt und sich für die Taufe entschieden haben. Baptist*innen folgen der Tradition der Reformation, ohne sich direkt auf Martin Luther zu beziehen. Die erste Baptistengemeinde entstand 1612 in England. 1834 wurde von Johann Gerhard Oncken die erste baptistische Gemeinde in Deutschland (in Hamburg) gegründet. Ein gemeinsames Glaubensbekenntnis von Baptist*innen ist die "Rechenschaft vom Glauben". Außerdem glauben sie an das Evangelium und Jesus Christus. Mit dem Bund freikirchlicher Christen und Elimgemeinden schlossen sich Baptist*innen 1941/42 zum "Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden" zusammen. Die Zusammenarbeit zwischen Christ*innen unterstützen sie durch ökumenische Gottesdienste und Mitgliedschaften in Arbeitsgemeinschaften, etwa der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).

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Christengemeinschaft
Die Christengemeinschaft wurde 1922 von einer Gruppe von Theologen, Pfarrern und Studierenden vorwiegend evangelischer Herkunft unter der Leitung von Friedrich Rittelmeyer gegründet. Der Kultus der Christengemeinschaft geht auf Rudolf Steiner zurück, den Begründer der Anthroposophie. Die Christengemeinschaft strebt die religiöse Erneuerung an.  Sie versteht sich als „Dritte Kirche“, als Synthese von Katholizismus und Protestantismus.  Im Zentrum der Christengemeinschaft steht der Kultus, dessen Wortlaut als durch Rudolf Steiner offenbart gilt: die sogenannte „Menschenweihehandlung“. Insgesamt werden sieben Sakramente vollzogen: die Taufe, Konfirmation, Menschenweihehandlung („Messe“), Beichte (in einer neuen Intention), Trauung, letzte Ölung und Priesterweihe. Sowohl Männer als auch Frauen können das Priesteramt übernehmen. Die Christengemeinschaft betont die Lehrfreiheit ihrer Kirche. Grundlegend ist  das anthroposophische Christus- und Menschenbild. Unter anderem besagt dieses, dass der Mensch in wiederholten Erdenleben sich und schließlich die ganze Welt mit Hilfe Christi, des Mensch gewordenen Gottessohnes zur Erlösung und Verwandlung bringt. Mit der religiösen Erneuerung geht demnach eine Erneuerung der Welt einher.

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Evangelisch-methodistische Kirche
Entstanden ist die methodistische Kirche im 19. Jahrhundert in England, als die Brüder Wesley an der Universität Oxford zusammen eine Gruppe mit anderen Studierenden gründeten, in der sie die Bibel lasen und über Glauben diskutierten. John und Charles Wesley und ihr Mitstudent Georg Whitefield boten keine fertigen Konzepte an, sondern besprachen immer wieder neue Erkenntnisse und regelten so ihre Bewegung. Diese breitete sich von England in die USA und dann ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland aus. Inzwischen ist die evangelisch-methodistische Kirche weltweit verbreitet und durch eine einheitliche Kirchenordnung und Verfassung verbunden. Grundlage für ihren Glauben ist die Bibel und das Evangelium. In einem weltweiten Netz von Konferenzen werden die Theologie und die Lehre durch Gespräche weiterentwickelt. Ein wesentlicher Bestandteil der methodistischen Lehre ist das soziale Engagement für Arme, Kranke und Gefangene. 53.000 Mitglieder zählt die evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland. Die evangelisch-methodistische Kirche ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) sowie der Vereinigung evangelischer Freikirchen und arbeitet in der evangelischen Allianz mit.

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Mennonitengemeinde
Mennonit*innen glauben an Jesus Christus. Ihr Kirchenname geht auf den Theologen Menno Simons (1496-1561) zurück. Ihren Ursprung haben die Mennoniten in der Reformation (Erneuerungsbewegung innerhalb der christlichen Kirchen) und in der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts. Die anfangs vielfältige Täuferbewegung einte die Ablehnung der Säuglingstaufe. Eine selbstgewählte Kirchenmitgliedschaft durch eigene Entscheidung zur Taufe im Erwachsenenalter war ein Kennzeichen dieser Bewegung. Auch heute wird in der mennonitischen Kirche nur getauft, wer sich aus freien Stücken zu Jesus Christus bekennt. Außerdem sind mennonitische Gemeinden Freikirchen: eigenständig in Fragen des Glaubens und selbstständig in Organisation und Finanzen. Sie lehnen die enge Verbindung von Staat und Kirche ab. Auch den Kriegsdienst lehnen mennonitische Gläubige ab. Unter anderem auch deshalb werden die Mennoniten seit 1935 als „historische Friedenskirche“ bezeichnet. Als „hermeneutische Gemeinschaft“, verstehende Gemeinschaft, wollen Mennonit*innen die Bibel gemeinsam auslegen. In Deutschland leben ca. 40.000 Mennonit*innen. In der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) und anderen Zusammenschlüssen kommen sie überregional zusammen. Ökumenischer Austausch geschieht in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und in der Vereinigung evangelischer Freikirchen.

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Orientalisch-orthodoxe Kirchen
Mitglieder der orientalisch-orthodoxen Kirchen leben mehrheitlich in Äthiopien, Ägypten, Eritrea, Armenien, Indien, Syrien und dem Libanon. Die orientalisch-orthodoxen Kirchen spalteten sich 451 n. Chr. von der römisch-katholischen Kirche ab. Lehrgrundlagen gehen auf die ersten drei ökumenischen Konzile, eine Versammlung aller christlichen Kirchen, zwischen 325 und 431 n. Chr. zurück. Lehren des Heiligen Cyrill von Alexandrien bilden die geistlichen Grundlagen der orientalisch-orthodoxen Christ*innen. Patriarchen und eigene religiöse Zentren prägen die jeweilige orientalisch-orthodoxe Kirche. Zwischen den einzelnen orientalisch-orthodoxen Kirchen besteht keine übergeordnete Institution; die Patriarchen der koptischen, armenischen und syrischen Kirche treffen sich einmal jährlich. Im Dialog steht die orientalisch-orthodoxe Kirche mit den orthodoxen Ostkirchen offiziell wieder seit 1985. Alle orientalisch-orthodoxen Kirchen gehören dem weltweiten Gremium "Ökumenischer Rat der Kirchen" an. In Deutschland lebende orientalisch-orthodoxe Christ*innen werden unter der Kategorie orthodoxe Christ*innen mit den Christ*innen der orthodoxen Ostkirchen zusammengefasst. Etwa 1.532.000 orthodoxe Christ*innen leben in Deutschland.

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Orthodoxe Ostkirchen / Kirche der Orthodoxie

Die Orthodoxe Ostkirche versteht sich als eine Kirche, die national organisiert ist. Heutzutage gibt es u.a. griechisch-, serbisch-, russisch-, rumänisch-, und bulgarisch-orthodoxe Kirchen. Bis 1054 bestand die Einheit mit der Römisch-Katholischen Kirche. Mit der Revolution in Russland 1917 begann sich eine riesige orthodoxe Diaspora in der Welt zu entwickeln. Die orthodoxen Landeskirchen haben zwar unterschiedliche kulturelle Ausprägungen, aber eine gemeinsame Dogmatik (Glaubenslehre) und Liturgie (religiöse Riten und Zeremonien). Die Liturgie geht auf uralte Texte zurück, wird aber in verschiedenen Landessprachen gefeiert. Besonders ist die Verehrung von Ikonen. Orthodoxe Christ*innen feiern ihre religiösen Feste nach dem julianischen Kalender oder dem neo-julianischen Kalender. Der neo-julianische Kalender hat Überschneidungen mit dem gregorianischen Kalender der Katholik*innen und Protestant*innen, sodass beispielsweise Weihnachten in der griechisch-orthodoxen Kirche am 25. Dezember gefeiert wird, in der russisch-orthodoxen Kirche aber am 07. Januar. Zu orthodoxen Geistlichen werden in der Regel verheiratete Männer geweiht, Zölibat ist die Ausnahme. Ehelosigkeit gilt für das Mönchtum. Bischöfe sind Mönche. Für den christlichen Dialog sind einige orthodoxe Kirchen Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen, einige auch in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). In Deutschland leben über 2 Millionen orthodoxe Christ*innen.

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Ezidentum
Vor circa 5.000 Jahren ist die ezidische Religion in Mesopotamien entstanden. Eziden leben noch heute hauptsächlich im Nordirak, in Syrien und im Südosten der Türkei. Ihr heiliger Ort ist Lalisch im nordirakischen Kurdistan. Im Ezidentum gibt es keinen Propheten und kein heiliges Buch, denn durch die jahrhundertelange Verfolgung ist der Glaube nur mündlich überliefert. Die Muttersprache vieler Ezid*innen ist Kurmandschi. Im Zentrum der ezidischen Religion steht der Gott-Engel Taus-i Melek, er gilt als der irdische Vertreter von Gott. Zu diesem Engel gibt es keinen Widerpart, wie beispielsweise einen Teufel, dessen Namen Ezid*innen nicht in den Mund nehmen dürfen. Ezid*innen glauben an die Seelenwanderung. Ezid*in ist man nur von Geburt an, man kann nicht in die Religion konvertieren; für Ezid*innen gilt deshalb auch strikte Endogamie. In Deutschland leben ca. 120.000 Ezid*innen.

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Ahmadiyya Muslim Jamaat
Die Glaubensrichtung Ahmadiyya Muslim Jamaat ist 1889 in Quadian, Indien entstanden. Als ihr Gründer gilt Mirza Ghulam Ahmad. Er beanspruchte, der vom Prophet Muhammad für das 20. Jahrhundert verheißene Messias und Mahdi zu sein. Dies unterscheidet diese islamische Glaubensrichtung zentral von Schia und Sunna, da hier noch auf den Messias und Mahdi gewartet wird. Die Zentrale der Ahmadiyya Muslim*innen liegt in London, wo das spirituelle Oberhaupt, der Khalif (Nachfolger des Gründers), Hadhrat Mirza Masroor Ahmad weilt. Die Gemeinde versteht sich als Reformgemeinde im Islam. Ahmadiyya Muslim*innen glauben an die Freiheit des Glaubens, so wie es im heiligen Buch Koran verankert ist. In Deutschland hat die Glaubensgemeinschaft etwa 40.000 Mitglieder. Sie ist die erste islamische Körperschaft des öffentlichen Rechts, in den Bundesländern Hessen und Hamburg bietet sie in Grundschulen einen bekenntnisorientierten Islamunterricht an. Seit 2012 gibt es in Riedstadt (Hessen) ein Institut für Islamische Theologie. Außerdem ist sie Mitglied der Deutschen Islam Konferenz.

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Alevitentum
Das Alevitentum ist eine Glaubensgemeinschaft, die Muhammad als Prophet anerkennt. Sie verehrt 12 Imame und unter ihnen besonders den ersten Imam Ali, den Cousin und Schwiegersohn von Muhammad. „Alevi“ bedeutet auch Anhänger Alis. Die Gründung des Alevitentums in der Türkei geht auf das 13./ 14. Jahrhundert zurück. Die Rechtstradition des Gelehrtenislam wird von Alevit*innen nicht anerkannt, die Scharia und religiöse Praktiken wie das islamische Ritualgebet, die Pilgerfahrt nach Mekka, das Fasten im Monat Ramadan und das Almosengebet sind im traditionellen Alevitentum kaum relevant. Alevit*innen glauben an die Vervollkommnung und Reifung des Menschen über den "Weg der vier Tore und vierzig Stufen", der moralische und religiöse Regeln beinhaltet. Auch mystische Elemente prägen ihren Glauben. Das Alevitentum ist die zweitgrößte muslimische Glaubensrichtung in Deutschland: etwa 800.000 Menschen dieser Glaubensgemeinschaft leben in Deutschland. Sie sind zum Großteil im Dachverband AABF (Alevitische Gemeinde Deutschland e.V.) organisiert.

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Schia
Der Prophet Muhammad Ibn Abdullah wurde 570 in Mekka geboren. Er gilt als Begründer des Islam und als Gesandter Allahs (Gott). Nach dem Tod Muhammads spaltete die Frage nach dem Nachfolger die Schiit*innen von den Sunnit*innen ab. 225.500 Muslim*innen gehören in Deutschland der Schia, der „Partei“ Alis an. Für Schiit*innen zählt der Märtyrer Ali als „rechtmäßiger Stellvertreter“ (Imam) des Propheten. Ihm folgten weitere elf Imame. Der zwölfte und letzte lebt seit dem 9. Jahrhundert in der Verborgenheit und wird als Erlöser (Mahdi) zurückkehren. Der wichtigste Ort für Sunnit*innen wie Schiit*innen ist Mekka (Saudi Arabien). In Deutschland stellen Schiit*innen die drittgrößte islamische Glaubensgemeinschaft nach den Sunnit*innen und Alevit*innen. Der größte Dachverband schiitischer Vereine ist die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden in Deutschland e.V. (IGS). Dieser Verband nimmt an der Deutschen Islam Konferenz teil.

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Sufismus
Anhänger*innen des Sufismus, der islamischen Mystik, glauben daran, die Gegenwart Gottes schon vor dem "Leben nach dem Tod" spüren zu können. Im Sufismus gibt es verschiedene Techniken, das Spüren der Gegenwart Gottes anzustreben: sie reichen von der stillen Meditation bis zur Rezitation von Namen Gottes mit einer speziellen Atemtechnik (im Islam hat Gott 99 sogenannte "Schöne Namen") oder vom Gesang bis zum Tanz. Praktizierende Anhänger des Sufismus werden Derwische genannt. Früher stand die Askese im Vordergrund. Heute jedoch ist es die Teilnahme an speziellen Ritualen der einzelnen Sufismus-Richtungen. Sehr bekannt ist der tranceartige, wirbelnde Tanz von sich drehenden Derwischen des Mevlevi-Orden. Verbreitet sind Anhänger*innen des Sufismus weltweit. Erste historisch fassbare Sufis hab es bereits im späten 7. Jahrhundert. Höhepunkte der Theorie des Sufismus sind die Schriften von Al-Gazali (1058-1111) und Ibn Al-Arabi (1165-1240). Sowohl bei den Sunniten als auch bei den Schiiten gibt es Sufi-Gemeinschaften. Ab 1925 erschwerten neue Gesetzgebungen in der Türkei das religiöse Leben der Sufis. Doch im Untergrund trafen sie sich weiter.  Viele Gemeinschaften bestehen noch heute, denn sufische Lehren und Praktiken werden von zahlreichen Muslim*innen weltweit geschätzt und gelebt.

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Sunna

Islam bedeutet Unterwerfung, verstanden als Unterwerfung unter Gott. Der Prophet Mohammed gilt als Gesandter Gottes und letzter Prophet. Der Koran gilt als die Niederschrift der Botschaften Gottes, die durch den Erzengel Gabriel oder durch Gott direkt an Mohammed übermittelt wurden. Weitere islamische Quellen sind die überlieferten Taten und Aussprüche (Hadith) Mohammeds. Diese Handlungsweisen des Propheten Mohammeds sind im sunnitischen Islam als Sunna (arab. gewohnte Handlung, eingeführter Brauch) neben dem Koran eine weitere Quelle religiöser Normen. Die ersten drei Kalifen, die nicht aus der Familie Mohammads stammen, sowie der vierte Kalif, Ali, Cousin und Schwiegersohn Mohammads gelten Sunnit*innen als „rechtgeleitet“. Sunnitische Muslim*innen sind Anhänger der vier islamischen Rechtsschulen, die sich seit dem 9. Jahrhundert als Repräsentanten der prophetischen Sunna und der Gemeinschaft der Muslime formierten.
Etwa 2.640.000 sunnitische Muslim*innen leben in Deutschland. Ihre beiden großen Verbände, der Verband der islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) sind Mitglied bei der Deutschen Islamkonferenz.

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Judentum

Mit Judentum ist zunächst die Religion des jüdischen Volkes gemeint; damit wird aber auch die Gemeinschaft aller Juden bezeichnet, die dem jüdischen Volk angehören. Nach der Bibel werden Angehörige des jüdischen Glaubens „Israeliten“ genannt. Als Jüngere gilt die Bezeichnung „Juden“, die auf Juda zurückgeht, einen der zwölf Söhne Jakobs. Die Entstehung des jüdischen Glaubens geht gemäß den Zeugnissen der hebräischen Bibel auf Abraham zurück. Abraham, Isaak und Jakob gelten als Erzväter der Israeliten. Nachdem der zweite Tempel in Jerusalem durch die Römer zerstört wurde (70 n. Chr.), entwickelte sich eine ortsunabhängige Identität des Judentums: die jüdische Diaspora (griech. diasporá: das Zerstreuen, Zerstreuung). Mit dieser gewannen die Synagogen als Zentren des religiösen Lebens an Bedeutung und es entwickelte sich das Rabbinertum. Die Grundlage des jüdischen Glaubens sind die fünf Bücher Moses, d.h. die Thora (Lehre), die auch als hebräische Bibel bekannt ist. Durch die Beschneidung eines Jungen, am achten Tag nach seiner Geburt, beginnt der abrahamitische Bund zwischen den Israeliten und dem Ewigen. In Deutschland leben ca. 120.000 Menschen jüdischen Glaubens in entsprechenden jüdischen Gemeinden. Vertreten werden sie durch den Zentralrat der Juden in Deutschland und die entsprechenden Landesverbände. Der Israeltischen Kultusgemeinde Schwaben (IKG) steht Alexander Mazo seit 2009 als Präsident vor.

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Im 15. Jahrhundert (1469) wurde der Sikhismus im westlichen Bundestaat Punjab in Indien von Guru Nanak gegründet. Die Dogmen von Hinduismus, Buddhismus und Islam stellte er in Frage und gründete seine eigene monotheistische Religion. Er hat neun Nachfolger, Gottesoffenbarer. Sikhs lehnen das Kastenwesen ab. Das heilige Buch ist das Guru Granth Sahib, es gilt als Quelle des Spirituellen zum Guru. 36 Autor*innen haben daran mitgeschrieben. Es sind nicht nur Sikh-Gurus sondern auch viele Hindus und einige Muslime. Gerade das Buch symbolisiert für viele die Offenheit des Sikhismus gegenüber anderen Religionen. Im Sikh-Tempel ist das heilige Buch aufgebahrt. Sikhs sind dazu angehalten, dieses mit größtem Respekt und Ehrfurcht zu behandeln. Heilig ist Sikhs auch die goldene Stadt Amritsar, die Pilgerstadt der Sikhs in Punjab. Der letzte Nachfolger Nanaks legte 1699 ein einheitliches Äußeres fest: noch heute sind die Männer der Sikhs, die alle den gleichen Nachnamen Singh tragen (Bedeutung: Löwe), an einem Turban auf dem Kopf zu erkennen, unter den sie ihr ungeschnittenes Haar legen. Sikhfrauen tragen alle den Namen Kaur (Bedeutung:Prinzessin). Weil Sikhs in Indien oftmals eine diskriminierte Minderheit sind, leben viele von ihnen in Großbritannien oder den USA. In Deutschland leben zwischen 5.000 bis 15.000 Sikhs.

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Quellen (externe Links)